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Zabanja

Anmeldungsdatum: 17.11.2010 Beiträge: 1367 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 16.03.2012, 09:34 Titel: Osomyr-Trilogie Band 2 - 16.03.2012 |
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Na wenns sooooo eilig ist Dann halt gleich weiter.
Die Wächter von Osomyr
I
Warmes, gelbes Sonnenlicht strömte durch die großen Fenster, deren Scheiben aus vielen runden Glasstückchen gefertigt waren, und zeichnete goldene Kringel auf den marmornen Boden des Thronsaals.
„Du möchtest also wieder aufbrechen und zurück zur Burg Osomyr reiten, Sindamel?“, fragte Elbenkönig Medil nochmals nach und musterte den Waldelb, welcher in unterwürfiger Haltung vor ihm kniete, aus seinen eisblauen Augen. Das lange, silberblonde Haar Medils fiel, flüssigem Mondlicht gleich, über des Königs Rücken und wurde nur von einem schmalen, goldenen Stirnreif aus dem Gesicht gehalten.
„Ja, mein König“, erwiderte Sindamel ruhig. Seine unauffällige, in Braun- und Grüntönen gehaltene Kleidung wirkte im hellen, lichtdurchfluteten Elbenschloss fehl am Platz, doch im Wald war sie die perfekte Tarnung. Nichts an dem jungen Mann deutete darauf hin, dass er seinen gewohnten Lebensraum schon einige Zeit nicht mehr gesehen hatte und so wechselten zwei Diener verwunderte Blicke, als der Waldelb mit seiner melodischen Stimme weitersprach.
„Ich habe alles zusammengetragen, was ich in der großen Bibliothek des Elbenreichs über den Verbleib der heiligen drei Insignien finden konnte. Leider ist nicht sonderlich viel darüber bekannt, aber ich konnte mir einen groben Überblick über die anderen Kontinente verschaffen. Vielleicht hilft uns das ja weiter.“
Sindamel war mindestens fünfzig Jahre jünger als Medil, doch seine goldfarbenen Augen hielten dem Blick des Königs mühelos stand. Nur sehr wenige Leute wussten, dass sich die beiden Elben gut kannten und der eine für den anderen durchs Feuer gehen würde. Noch weniger wussten allerdings, dass Sindamel nicht nur ein einfacher Elb und Freund des Königs, sondern ein Elbenfürst war. Er führte die Waldelben an, entschied über alles, was sein Waldreich betraf und sorgte für die nötige Ordnung. Den Titel ‚Fürst’ wies er aber meist weit von sich. Nur mit Müh und Not hatte ihn Medil dazu bringen können, wenigstens einen Platz unter seinen engsten Beratern einzunehmen und an den regelmäßigen Sitzungen, in denen über alle elbischen Belange diskutiert und entschieden wurde, teilzunehmen.
Sindamel leistete gute Arbeit und seine Entscheidungen waren stets wohlüberlegt. Nie traf er voreilige Entscheidungen, wie sie für seinen jüngeren Bruder Dimnar so typisch waren. Das unverhoffte Auftauchen des magischen Buches der Welten hatte jedoch einige Veränderungen mit sich gebracht und nun fühlte sich Sindamel auch noch für den jungen Zauberer Taris verantwortlich. Gemeinsam mit seinem Bruder Dimnar, dem Kobold Tcha’ron und dessen Tochter Sharani war es Sindamel nach einer langen Odyssee letztendlich gelungen, Taris und das Buch der Welten auf die Burg Osomyr zu bringen. Dort hatten sie schließlich erfahren, dass ihre Reise noch lange nicht zu Ende war und sie als Nächstes den wahren Herrscher und die drei heiligen Insignien finden mussten, um Mógui, den schwarzen Kaiser, bekämpfen zu können.
Medil verzog keine Miene, um sich seine Sorge nicht anmerken zu lassen.
„Wirst du den Weg zurück zur Burg finden? Du sagtest, der Nebel lässt nur diejenigen passieren, die ihren wahren Willen kennen, und dass einem der restliche Weg geschenkt werden muss.“
„Ich denke, ich kenne meinen wahren Willen, mein König“, erwiderte Sindamel und ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er erinnerte sich noch gut an seinen ersten Weg nach Osomyr. Sie hatten am Ende alle gezweifelt, ob sie es denn tatsächlich schaffen würden, bis Soltar schließlich Taris auf den richtigen Weg gebracht hatte und sich der Nebel endlich lichtete. Auch die erste Begegnung mit dem Einhorn hatte er noch sehr gut in Erinnerung.
„Ich gehe auch davon aus, dass mich Tanieké, der Wächter der Burg, dieses Mal ohne Prüfung durchlassen wird. Schließlich wollen wir ja nicht selbst über Eluyan herrschen, sondern dem rechtmäßigen Herrscher auf den Thron helfen und Mógui in sein Reich zurückschicken.“
Medil wies die Dienstboten mit einem ungeduldigen Winken hinaus, ehe er sich von seinem Herrschersitz erhob, die drei Stufen vor dem Thron hinab stieg und Sindamel die Hand reichte, um ihm aufzuhelfen.
„Wahr gesprochen, mein Freund. Die Schreckensherrschaft des schwarzen Kaisers muss endlich aufhören. Seine Schergen drängen stärker als je zuvor über unsere Grenzen und versetzen die Elben in den Dörfern in Angst und Schrecken. Bei den Menschen sieht es noch schlimmer aus. Sie sind den Kobolden nicht gewachsen und seit einigen Wochen erreichen mich mehr und mehr Berichte von fürchterlichen Dämonen, die über das Land herfallen und eine Spur der Verwüstung hinter sich herziehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch uns erreichen werden.“
Mit Schrecken hatte Sindamel den Worten Medils gelauscht. In den Wochen, die er sich nun in Mitheldarien, der Hauptstadt der Elben, aufhielt, waren kaum Neuigkeiten bis zu ihm vorgedrungen. Medil hatte sein Möglichstes getan, um Sindamel von allen äußeren Einflüssen und Gerüchten abzuschotten, sodass dieser bei seiner Suche ungestört war.
Der Elbenkönig wusste nur zu genau, dass der Waldelb sonst darum gebeten hätte, einem Verteidigungstrupp zugeteilt zu werden.
Auch jetzt schien Sindamel genau diese Bitte äußern zu wollen, doch wieder kam ihm Medil zuvor. Mit einer eleganten Bewegung seiner zartgliedrigen Hand schnitt er seinem Freund das Wort ab, ehe dieser auch nur den Mund geöffnet hatte.
„Nein, Sindamel. Was immer du jetzt auch fragen willst, hör mir bitte erst zu. Ich habe diese Informationen absichtlich von dir fern gehalten, denn du hast eine weitaus größere Aufgabe zu bewältigen, als die Grenzen unseres Reichs zu schützen. Du bist dazu auserkoren, zusammen mit Taris und seinen Freunden die Grenzen von ganz Eluyan zu verteidigen. Du darfst dich jetzt nicht mit solchen Kleinigkeiten aufhalten.“
„Kleinigkeiten? Unser Volk...“
„Unser Volk wird sich auch weiterhin verteidigen können“, unterbrach Medil den aufgebrachten Waldelben. „Glaub mir, mein Freund: Es ist viel wichtiger, die beiden fehlenden Insignien zu finden und den wahren Herrscher zu suchen, als ein einzelnes Dorf gegen ein Heer von einhundert Ye’shouin zu verteidigen und dabei womöglich zu sterben.“
Es kostete Sindamel einiges an Kraft, König Medil nicht zu widersprechen. Warum nur hatte er ihm nichts von den gehäuften Überfällen erzählt? Zumindest sagen hätte er es können, selbst wenn er ihm dann verbot, die Verteidigung zu unterstützen.
„Wenn mein König das sagt, wird es wohl stimmen“, antwortete Sindamel schließlich und wählte dabei absichtlich die offizielle Anrede König Medils, da er sich verraten vorkam. Hatte Medil etwa so wenig Vertrauen in ihn? Hatte er irgendwann einmal eine falsche Entscheidung getroffen?
Sindamel vermied den direkten Blick in Medils Augen und so entging ihm das schmerzliche Aufblitzen darin.
Der Elbenkönig konnte gut verstehen, dass Sindamel sich hintergangen fühlte, dennoch wäre es ihm lieber gewesen, sein Freund hätte sich jetzt nicht auf die offizielle Ebene geflüchtet, sondern das Gespräch weiterhin auf die freundschaftliche Art geführt.
„Es tut mir leid, Sindamel, wenn ich dich dadurch gekränkt habe, aber ich hielt es für die beste Lösung.“
„Ich weiß, Medil, dennoch...“
Erneut unterbrach ihn der Elbenkönig. „Lass es auf sich beruhen, alter Freund“, sagte er sanft. „Wir brauchen deine Stärke an anderer Stelle.“
Sindamel seufzte, doch er kannte Medil lange genug, um zu wissen, dass dieser seinen Entschluss nicht mehr ändern würde.
„Also gut, wie du meinst. Dann werde ich heute noch aufbrechen. Je schneller wir die heiligen Insignien und den wahren Herrscher finden, desto besser.“
„Ich werde dir einen Trupp Leute zur Seite stellen“, sagte Medil erleichtert, als Sindamel sich nicht weiter mit einer sinnlosen Diskussion über vergangene Entscheidungen aufhielt.
„Das ist nicht nötig“, lehnte der Waldelb ab. „Die Soldaten werden gebraucht, um die Dörfer an den Grenzen zu schützen. Ich komme auch alleine nach Osomyr.“
„Gut, wenn das dein Wunsch ist“, lächelte Medil. „Dann werden dich die Soldaten eben nur bis zur Grenze begleiten. Aber du kannst mich nicht davon abbringen, sie dir mitzugeben.“
„Einverstanden“, seufzte Sindamel und gab ein weiteres Mal nach. Insgeheim war er aber doch froh, die Reise nicht alleine antreten zu müssen. Wer konnte schon sagen, wo genau sich Móguis Häscher im Land herumtrieben. _________________ Alles Liebe
Petra
Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge |
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Verfasst am: 16.03.2012, 09:34 Titel: Werbung |
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kleine Segelfliege

Anmeldungsdatum: 21.12.2010 Beiträge: 472 Wohnort: München
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Verfasst am: 17.03.2012, 11:48 Titel: |
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Danke!!! Toll, dass es schon weiter geht! |
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