[Zabanja]

Ich erwachte erst, als es längst wieder dunkel war. Die Anstrengungen der letzten Zeit forderten so langsam ihren Tribut. Dazu kam noch, dass ich seit zwei Nächten nichts mehr getrunken hatte, was sich in einem unangenehmen Ziehen in der Magengegend bemerkbar machte. Wenn ich nicht bald etwas dagegen unternahm, würde ich unberechenbar werden, etwas, das auf jeden Fall zu verhindern war.
Klar würde es auch zum Ziel führen, wenn ich wahllos Touristen abschlachtete, aber während eines solchen Blutrausches erging es mir nicht besser als den meisten Pelzies – ich konnte nicht mehr logisch denken und wäre ein leichtes Ziel für die H.o.A.C.s.

Das Brennen in meinem Nacken ließ mich stöhnen, als ich mich nach Ulfgrim umblickte. Er war nicht mehr neben mir und ich ging davon aus, dass er bereits draußen war, als er plötzlich aus der anderen Richtung auftauche.
„Bärenhöhle“, war sein erstes Wort und er grinste dabei schief.
„Na toll“, entfuhr es mir. „Das hätte jetzt nicht unbedingt sein müssen. Meister Petz wird wohl kaum erfreut sein, dass wir sein Quartier mit ihm teilen.“
Ulfgrim winkte ab. „Der schläft. Winterruhe. Solange wir ihn nicht stören, dürfte es keine Probleme geben.“
Für einen Moment war ich versucht, meinen Hunger einfach an dem Bären zu stillen, doch diese Tiere waren inzwischen genauso gefährdet wie unsereins und so verkniff ich mir die einfache Lösung.
„Hast du etwas von den anderen gehört?“, wollte ich von meinem Freund wissen, doch er hatte eine unschönen Nachricht für mich.
„Der Akku ist leer. Wir müssen wohl oder übel eine der Stationen aufsuchen, um ihn zu laden.“
Dämliche Technik. Sie funktionierte einfach nie, wenn es darauf ankam.
„Na dann lass uns Essen gehen, ich lad dich ein“, witzelte ich, während ich auf den Ausgang zu kroch. „Dort wo das Essen ist, ist gewiss auch Strom.“
„Hör mal, Eric, glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?“
Verblüfft hielt ich inne und wandte mich Ulfgrim zu.
„Das was eine gute Idee ist?“
Bei den Göttern, er würde doch jetzt nicht kneifen oder? Wir hatten doch gar keine andere Wahl.
„Ich meine ja nur... Diese Leute hier, die haben mit der ganzen Sache doch gar nichts zu tun. Kaum einer der Sterblichen hier weiß etwas von uns, ja sie glauben gar nicht mehr an Vampire. Wenn du nun hier ein Blutbad anrichtest, dann könnte sich das rasch ändern und dann jagen uns nicht nur diese verfluchten H.o.A.C.s, sondern auch noch der Rest der Menschheit. Ist dieser Garou das denn wirklich wert?“
Ich spürte die Wut in mir Aufsteigen. Von Ulfgrim hatte ich am wenigsten erwartet, dass er meine Entscheidung in Frage stellen würde. Er war meistens der erste, der sich auf meine Seite schlug. Gunnar dagegen verhielt sich neutral und versuchte es jedem Recht zu machen und Bjorn war eher ein Hitzkopf, ähnlich einem eigensinnigen Halbwüchsigen, die man heute so schön Teenager nennt.
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Alles Liebe
Petra



Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge

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