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Zabanja

Anmeldungsdatum: 17.11.2010 Beiträge: 1367 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 28.02.2011, 13:34 Titel: Hunter: 28.02.2011 |
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Der Frühsommer kam und mit ihm eine Heerschar an Touristen. Ich hatte das Gefühl, dass es dieses Jahr mehr waren, als im Letzten, doch vermutlich täuschte ich mich einfach. Stan jedenfalls fand, dass es genau wie jedes Jahr wäre und dass es mir nur nach den ruhigeren Wintermonaten so ungewohnt vorkäme.
Shannons Geburtstag Ende Mai feierten wir wie ein Dorffest: Alle Nachbarn aus der näheren Umgebung, Mrs. Colys Damenkränzchen und sogar Stan und ein paar andere Kollegen kamen und gratulierten zum ersten Lebensjahr. Ich glaube die Kleine wusste gar nicht, wie ihr geschah, aber scheinbar hatte das ganze Dorf sie ins Herz geschlossen.
Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass wir beide so bekannt waren, immerhin hielt ich mich, was soziale Kontakte anging, sehr zurück – wie es sich für einen allein erziehenden Vater gehörte. Tagsüber arbeiten und abends für den Nachwuchs da sein – das war alles. Schlimm genug, dass ich jeden Monat für ein bis zwei Tage verreisen musste. Die wilden Spekulationen, die deshalb kursierten, waren teils lustig, teils einfach haarsträubend, aber den richtigen Grund erriet zum Glück keiner.
Natürlich hatte Eric sich wieder nicht blicken lassen, lediglich ein Päckchen rief ihn mir ins Gedächtnis zurück. Er hatte Shannon ein paar Kleidungsstücke geschenkt, sündhaft teure Sommerkleidchen, die ich ihr nie im Leben hätte schenken können. Schade nur, dass er nicht hören konnte, wie sie sich bei ihm bedankte, denn das hatte sie inzwischen gelernt, auch wenn sie das Wort ‚Nein’ wesentlich lieber und häufiger gebrauchte, als ‚Ja’ und ‚Danke’.
Zwei weitere Monate vergingen wie im Fluge. Im Südwesten brachen Waldbrände aus und aus ganz Neufundland wurden Feuerwehr- und Spezialeinheiten abgezogen, um selbige zu bekämpfen.
Ich achtete nicht weiter darauf, nachdem Stan mir erklärte hatte, dass es alle paar Jahre mal zu einem größeren Brand käme. Genau genommen seien die Feuer sogar gut für die Vegetation – zumindest solange man ihnen wieder Einhalt gebieten konnte.
Ich schlief schlecht in dieser Nacht, was ausnahmsweise mal nicht an Shannon lag. Die Kleine hatte lediglich um neun Uhr kurz geweint, sich aber sofort wieder beruhigen lassen und schlief seitdem ruhig, im Gegensatz zu mir. Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere, träumte wirres Zeug von einer Horde Vampire, die Shannon und mich verfolgte und die Herausgabe der Tageszeitung von letzter Woche Mittwoch verlangte, weil sie davon überzeugt waren, es wäre ihr seltsamer Codex. Dummerweise hatte ich die Zeitungen aber samstags bereits entsorgt und so blieb mir nichts als die Flucht. Meine Tochter auf dem Arm hetzte ich durch den Wald, der wie verhext schien. Ständig blieb ich an etwas hängen und so holten die Blutsauger schließlich auf. Einer von ihnen packte mich am Arm und schüttelte mich und...
„Nun wach schon endlich auf, Promenadenmischung!“
Ein wildfremder Mann mit merkwürdigem – aber doch irgendwie vertrautem – Akzent rüttelte mich unablässig an der Schulter. Als er merkte, dass ich zumindest halbwegs wach war, ließ er von mir ab und wandte sich Shannons Bettchen zu, um die Kleine samt ihrer Decke einfach hochzuheben.
Das hätte er besser nicht getan. Mit einem Satz war ich hinter ihm und packte ihn am Hals.
„Nimm deine Pfoten von meinem Kind!“, knurrte ich, schüttelte ihn kurz und entriss ihm dann Shannon förmlich, die erschrocken zu Weinen begann.
„Mir ist es reichlich egal, wer sie trägt. Hauptsache, wir kommen hier raus und zwar besser gestern als heute. Das Schmeißfliegengeschwader ist auf dem Weg hierher und denen wollen weder du noch ich begegnen.“
Der Vampir gab sich große Mühe, gelassen zu klingen, doch meinen feinen Ohren entging der nervöse Unterton keineswegs.
„Welche Schmeißfliegen? Man, Blutsauger, drück dich deutlicher aus!“
„Na die H.o.A.C.s, du Torfkopf. Die haben überall Brände gelegt und der Wind treibt das Feuer genau auf uns zu. Die warten nur darauf, dass wir aus unseren Verstecken springen.“
Die Jäger? Sie waren hier? Aber... das gab doch gar keinen Sinn. Woher hätten sie wissen sollen, dass ich hier war?
„Willst du hier festwachsen und Maulaffenfeil halten oder willst du überleben?“
Der Vampir hatte den Schrank aufgerissen und wahllos ein paar Kleidungsstücke von Shannon und mir in die alte Reisetasche geworfen, ein paar Windeln darauf gepackt und stand nun an der Türe. Sein ganzes Verhalten erinnerte mich sehr an Eric und obwohl ich mir nicht ganz sicher war, ob ich ihm vertrauen konnte oder nicht, folgte ich ihm.
„Wo sollen wir denn hin, wenn sie nur darauf warten, dass wir fliehen?“, wollte ich skeptisch wissen, nachdem der Mann zielstrebig meinen Wagen ansteuerte, die Tasche hineinwarf und sich auf den Fahrersitz schwang, während er mit einem auffordernden Nicken auf die Beifahrerseite deutete.
„Nach Norden“, lautete seine knappe Antwort und er hatte den Wagen bereits angelassen und fuhr los, ehe ich richtig saß. _________________ Alles Liebe
Petra
Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge |
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Verfasst am: 28.02.2011, 13:34 Titel: Werbung |
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