[Zabanja]

Eric

Ich verließ Damien mit gemischten Gefühlen. War es richtig gewesen, dem Kleinen meine Lebensgeschichte zu erzählen? Klar, dass er das Argument brachte, ich hätte seine auch zu hören bekommen, aber es lagen dann doch so zwei- bis dreihundert Jahre zwischen uns, die ich mehr auf dem Buckel hatte. Ok, genauer gesagt knappe Tausend.
Ich hatte schon einiges gesehen, erlebt und getan, für das er mich wohl hassen und das ich ihm aus diesem Grund garantiert niemals erzählen würde, aber ich kenne mich: Fange ich einmal an zu reden, höre ich so rasch nicht mehr auf und Damien war ein verdammt guter Zuhörer – wenn er mal zuhörte.
Vielleicht lag es an seinem wölfischen Naturell, dass er besser zuhörte, als normale Menschen. Vielleicht hatte er diese Gabe auch schon immer besessen, jedenfalls würde ich verdammt gut aufpassen müssen, wenn ich ihm nicht zuviel erzählen wollte.
Zum Glück war mir die Sache mit dem Training eingefallen. Wir mussten wirklich endlich damit beginnen, ihn auf das Kommende vorzubereiten. Die H.o.A.C.s waren alles andere als leichtfertige Stümper und würden mit dem Flohtaxi zum momentanen Zeitpunkt genauso leicht fertig werden, wie eine Schlange mit einer kleinen Maus. Wäre schade um den Kleinen, denn er hatte durchaus Potenzial. Wenn wir es schafften, ihn soweit zu bringen, dass er auch ohne Vollmond zum Wolf werden und diesen auch kontrollieren konnte, dann würde er sicher über einen längeren Zeitraum hinweg überleben.
Noch ahnte das verdammte Jägerpack nicht, dass Damien hier in Neufundland steckte. Meine Freunde und ich hatten uns gründlich umgehört – besonders nachdem mir der Kleine seine Geschichte erzählt hatte – aber wie es aussah, hatten die H.o.A.C.s seine Spur bei seiner Abreise verloren.
Schwerer war es gewesen, meine Gefährten und Verbündeten davon zu überzeugen, dass Damien ein wertvolles Mitglied der HotHoacs werden konnte.
Eine Handvoll hatte dagegen gestimmt. Sie waren der Meinung, dass wir einem Werwolf nicht trauen konnten und das obwohl sie die Geschichte kannten und somit wussten, dass es nicht die Schuld der Garou gewesen war, dass der Codex in die Hände der Jäger fiel.
Die anderen waren zwar auch nicht vor Freude in die Höhe gesprungen, aber zumindest hatte sie entschieden, dem Pelzie eine Chance zu geben.
Das alles hatte sich über mehrere Monate hinweg gezogen, aber nun war alles klar: In den nächsten Wochen würde ich mich gründlich um Damien kümmern und ihn an die Grenzen seiner Belastbarkeit bringen. Mal sehen, wie lange es dauern würde, bis er mich abhängte.

So oder zumindest so ähnlich waren meine Pläne damals gewesen – aber es kam natürlich ganz anders.
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Alles Liebe
Petra



Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge

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