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Hunter - Ein Roman entsteht (mit Werwölfen und Vampiren)




 
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Autor Nachricht
Zabanja



Anmeldungsdatum: 17.11.2010
Beiträge: 1367
Wohnort: Wien

BeitragVerfasst am: 01.12.2010, 09:56    Titel: Hunter - Ein Roman entsteht (mit Werwölfen und Vampiren)

Ich arbeite zur Zeit an einem neuen Roman, komme aber aktuell nicht wirklich weiter und möchte obendrein gerne wissen, ob es überhaupt den Geschmack der Leser trifft.
Darum werde ich hier nach und nach die bereits geschriebenen Seiten einstellen.
Für Kritik und Anregungen bin ich immer offen (solange sie konstruktiv sind, aber das sollte selbstverständlich sein)
Sehr dankbar wäre ich auch, wenn Logikfehler aufgedeckt werden. Ich schreibe ab und an Passagen um und dann passt es nicht immer zusammen. Also ruhig sagen, falls euch da etwas auffällt.



Prolog

Glauben Sie an Werwölfe? Nein? Dachte ich mir. Das beweist wieder einmal, wie leicht sich ein Erwachsener davon überzeugen lässt, dass es die Schattenwesen, die uns in der Kindheit ängstigten, gar nicht gibt.
Ich vergleiche es gerne mit einem Schalter, den man umlegt. Werwölfe? Klick – Schalter an. Die gibt es gar nicht.
Kinder sind in dieser Beziehung anders. Sie glauben noch an uns, an Werwölfe, Vampire oder auch das sockenfressende Monster unter dem Bett. Es ist viel schwerer für uns, einem Kind weiszumachen, dass es das, was es gerade gesehen hat, eigentlich gar nicht wirklich gesehen hat. Mit ein Grund, warum wir um Kinder einen großen Bogen machen.
Warum sollten wir uns die Mühe machen, sie zu beeinflussen, wenn das die Erwachsenen selber erledigen? Oder wollen Sie mir weismachen, ihre Eltern hätten Ihnen nie erzählt, dass der Vampir in der Ecke nur der Schatten des Morgenmantels, das Monster unter dem Bett Einbildung und der unheimliche Werwolf im Garten lediglich der Hund des Nachbarn sei? Na sehen Sie, wusste ich es doch.
Aber seien Sie versichert – das alles waren nur Lügen! Es gibt uns – vom sockenfressenden Monster mal abgesehen. Das ist und war stets nur die Ausrede für unsere Schlamperei.
Sicher fragen Sie sich nun, wer ich bin, dass ich solche Behauptungen aufstelle.
Ich bin Damien Aykaer – Jäger der Jäger.



Kapitel I


Es begann alles im Jahre 1984. Indira Ghandi wurde von ihrer eigenen Leibwache ermordet. Die Firma Apple brachte ihren ersten Macintosh-Computer auf den Markt, IBM den Megabit RAM-Chip und die optischen Plattenspeicher wurden erfunden.
Die Olympischen Spiele wurden auf 221 Disziplinen erhöht – und dafür von politisch motiviertem Boykott geprägt, das Spaceshuttle Challenger absolvierte seinen vierten Flug und die Eigenschaften des genetischen Fingerabdrucks wurden erkannt.
Das alles waren für viele Leute unheimlich wichtige Dinge, doch mir waren sie irgendwie egal, denn ich hatte ein ganz anderes Problem. Ich musste mich in einer vollkommen neuen Umgebung zurechtfinden, einer Umgebung, die mich durchaus faszinierte, die sich jedoch derart von meiner ursprünglichen Heimat unterschied, dass es extremer nicht mehr sein konnte.
Ursprünglich stamme ich aus Colorado Springs, doch gewisse Umstände, die mit einer unheimlichen und ziemlich schmerzhaften, nächtlichen Begegnung zu tun hatten, zwangen mich direkt dazu, in eine andere, weniger stark bewohnte Gegend zu übersiedeln. Am besten irgendwohin, wo es kaum Leute, dafür aber viele Wälder gibt und was war da besser geeignet, als die unberührte Natur Neufundlands?
Es war nicht nur die Tatsache, dass ich mich einmal im Monat in eine blutrünstige Bestie verwandelte, die mich zu diesem Schritt zwang. Nein, da war noch mehr. Die Großstadt selbst war es, die ich nicht mehr aushielt. Sie war laut – viel zu laut für empfindliche Ohren, die sogar eine Fliege husten hören. Und sie stank.
Zwei Jahre hatte ich dieses Martyrium ertragen – hauptsächlich meiner Eltern wegen – hatte mir Monat für Monat neue Ausreden ausgedacht, um für ein paar Tage aus der Stadt zu verschwinden und ich war es leid, die Tage nach Vollmond ängstlich die Zeitungen durchzublättern um zu sehen, ob es irgendwelche ungeklärten Mordfälle gegeben hatte.
Aus diesem Grund hatte ich im Sommer 1984 schließlich meine Sachen gepackt: Grade mal einundzwanzig Jahre alt und nur mit einer mündlichen Zusage für einen Job als Aushilfskraft im Gros Morne National Park.
Es war Mitte Juli, also gerade Hochsaison im Nationalpark und wenn ich mich nicht allzu ungeschickt anstellte, dann bestand sogar eine reelle Chance auf eine feste Anstellung.
Meinen Eltern fiel der Abschied ziemlich schwer. Vor allem meine Mutter wollte nicht verstehen, wie ein junger Mensch mit gutem Schulabschluss und besten Aussichten auf einen guten Job im Laden seines Vaters auf die absurde Idee kam, Wildhüter in einem Nationalpark am ‚Ende der Welt’, wie sie es nannte, zu werden.
Dennoch gaben sie schließlich nach und kratzten sogar ihre Ersparnisse zusammen, um mir einen fahrbaren Untersatz zu besorgen, damit ich meine eigenen, ziemlich beschränkten Finanzmittel noch etwas schonen konnte.
Einen ganzen Monat lang hatten sie herumtelefoniert, Zeitungsanzeigen durchstöbert und Briefe verschickt, bis sie schließlich ein Auto fanden, das ihrer Meinung nach perfekt für mich passte. Das Beste daran: Es stand bereits in St. Johns, der Hauptstadt Neufundlands, und ich musste mir keine weiteren Gedanken machen, wie ich dorthin gelangen sollte. Ich würde fliegen.
Das war praktisch, aber einerseits bedeutete es, dass ich, dort angekommen, erst einmal quer durchs Land fahren musste, um an meinen Zielort zu gelangen. Auf der anderen Seite war es jedoch die beste Gelegenheit, meine neue Heimat gleich richtig kennen zu lernen.
Außerdem: Einem geschenkten Gaul schaute man nicht ins Maul oder in diesem Fall eben nicht unter die Motorhaube und so setzte ich mich an meinem Reisetag mit einem lachenden und einem weinenden Auge ins Flugzeug, nachdem mich meine Eltern recht tränenreich verabschiedet hatten, und nahm mir fest vor, keine ihrer Ermahnungen und Tipps zu vergessen, die sie mir in den letzten Tagen so oft eingetrichtert hatten, dass ich sie quasi im Schlaf hätte aufsagen können.
Nach einem unspektakulären Flug mit zwei Zwischenstops, an denen ich jeweils einen kurzen Aufenthalt in grässlich eintönigen Flughäfen hinter mich bringen musste und beide Male meine Uhr auf eine andere Zeitzone umstellte, erreichte ich mein Ziel, nur um meine Uhr sofort wieder umzustellen.
Wie durch ein Wunder war auch mein komplettes Gepäck heil mit angekommen. Nicht dass es viel gewesen wäre, das Meiste wollte ich erst vor Ort besorgen, aber es war empfindlich kühl hier und so konnte ich mir wenigstens rasch einen dickeren Pullover überziehen, ehe ich mich auf die Suche nach meinem fahrbaren Untersatz machte.
Ich erwartete nichts Besonderes, hoffte eigentlich nur, dass das Ding überhaupt ansprang und nicht zu rostig war, doch als ich es nach einigem Suchen und etwas Hilfe einer freundlichen jungen Dame schließlich gefunden hatte, war ich angenehm überrascht. Vor mir stand ein Chevrolet Blazer, Baujahr Vierundsiebzig und allem Anschein nach war er gut gepflegt worden. Der blaugraue Lack war zwar an den Seiten schon etwas zerkratzt und er hatte zwei, drei kleinere Dellen an der Motorhaube, aber ansonsten machte er einen sehr soliden Eindruck und – was das Wichtigste war – er hatte Allradantrieb. Ein unverzichtbares Detail hier draußen in der Wildnis, wie ich bald feststellen sollte.
Froh, endlich der stickigen Enge und dem Lärm des Flugzeugs entkommen zu sein und mit einer gehörigen Portion Enthusiasmus warf ich mein Gepäck – einen Koffer mit meinen Klamotten und eine alte Sporttasche, die neben meinem übrigen Kram auch eine Schachtel mit Erinnerungstücken enthielt, die ich mir zwar nie ansah, aber von denen ich mich aus sentimentalen Gründen nicht trennen wollte – auf den Beifahrersitz, schwang mich hinter das Lenkrad und machte mich auf den Weg ins sechs Kilometer entfernte St. Johns, von wo aus ich am nächsten Tag die lange Fahrt zum Nationalpark beginnen wollte.

Ich brauchte drei volle Tage um ans Ziel zu gelangen – allerdings ließ ich mir auch ziemlich viel Zeit. Schließlich hatte ich es nicht eilig und wollte mir meine neue Heimat genauer ansehen. Ich entschied mich sogar dafür, den Trans-Canada Highway zu verlassen und einen Teil der Strecke über den Highway 430 zu fahren, wo ich immer wieder auf Landstraßen ausweichen und mir die Umgebung ansehen konnte.
Es war faszinierend: Fast jede Bucht hatte ihr eigenes kleines Fischerdorf. Kleine, weiß oder bunt gestrichene Hütten aus Holz, die durch den unebenen, felsigen Grund manchmal mit Betonsockeln oder auf Pfählen abgestützt werden mussten, um überhaupt eben stehen zu können. Gärten gab es keine, dafür gab der Boden nicht genug her und die Geräteschuppen waren oftmals einfach auf Pfahlrosten direkt im Wasser erbaut worden. Hummerfallen stapelten sich überall und der Geruch nach Fisch und Salzwasser war schier überwältigend, besonders für meine feine Nase. Aber ich genoss jeden Atemzug. Es war anders als in der Großstadt. Es roch... lebendig.
Von einigen Orten, an denen ich auf meinem Weg nach Westen vorbeikam, hatte ich schon gehört, zum Beispiel Trinity – wer Wale beobachten wollte, kam an Trinity nicht vorbei. Irgendwann würde ich das machen, das nahm ich mir fest vor.
Faszinierend war auch Bonavista. Dort stieg ich aus, um weit draußen auf dem Meer einen Eisberg zu beobachten, der funkelnd wie ein übergroßes Juwel an uns vorüberzog. So etwas hatte ich bislang noch nie gesehen und ich werde den Anblick meines allerersten Eisbergs nie vergessen.
Ich hätte noch Tage so weitermachen können, so faszinierend fand ich meine Umgebung, doch als ich die ersten Schilder des Terra Nova Nationalparks zu Gesicht bekam, entschied ich mich doch dafür, wieder auf den Trans-Canada Highway zurückzukehren, um endlich an mein eigentliches Ziel zu gelangen. Immerhin war ich nicht zum Vergnügen hier, sondern um zu arbeiten.
Eines konnte ich allerdings jetzt schon sagen: Es gefiel mir. Es war kühl, um einiges kälter, als ich es gewohnt war. Dafür war die Natur umwerfend schön – unberührt, wild, frei. Ja, hier würde ich mich wohl fühlen und vor allem nicht so rasch zu einer Gefahr für andere werden. Zum ersten Mal seit Jahren freute ich mich sogar auf das, was ich eigentlich fürchtete: Den Vollmond.

Als ich am folgenden Tag endlich am Gros Morn National Park ankam, fragte ich mich zu Mr. Banner durch, der mir als Ansprechpartner für meine Bewerbung genannt worden war. Er war ein älterer Durchschnittsmann mit dicker Brille, Halbglatze, einem unpersönlichen Lächeln und dem billigsten Aftershave, das man sich nur vorstellen kann. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um ihm nicht eine andere Marke zu empfehlen.
Das Gespräch an sich war unspektakulär. Mr. Banner schüttelte mir kurz die Hand – ein Gefühl, als fasse man einen toten Fisch an – leierte in blasiert-gelangweiltem Ton die Arbeitsbedingungen und die Parkregeln herunter, drückte mir, als ich mich damit einverstanden erklärte, einen Arbeitsplan und eine Ausweiskarte in die Hand, die ich immer bei mir tragen sollte und schickte mich zu Stan, damit dieser mir meine Arbeitsuniform aushändigen konnte.
Stan war ein netter Kerl, kleiner als ich mit meinen einsfünfundachtzig und wesentlich rundlicher. Doch er lachte gerne und viel, was die unzähligen Lachfältchen um die Augen erahnen ließen. Er suchte mir eine Uniform heraus, die mir halbwegs passte und führte mich ein Stück weit herum. Dann erklärte er mir, was zu meinem Aufgabenbereich gehörte. Vorerst beschränkte sich dies auf Tätigkeiten wie den Müll einzusammeln, den Wanderer achtlos liegen ließen und ähnliche stupide Arbeiten, doch ich wollte nicht klagen. Mit der Zeit würde sich gewiss etwas Besseres finden und ich war fest entschlossen, mich hier heimisch zu fühlen.

Als es auf die Mittagszeit zuging, teilte Stand sogar seinen Lunch mit mir, was ich ihm wirklich hoch anrechnete. An diese Kleinigkeit hatte ich in meiner Vorfreude nämlich gar nicht gedacht. Doch Stan lachte nur, als ich mich bedankte und meinte, seine Frau Judy gäbe ihm sowieso immer viel zu viel mit. Anschließend nannte er mir einige Adressen von Leuten, die Zimmer zu vermieten hatten und wünschte mir viel Glück. Er war einfach ein Pfundskerl.
Sein Tipp mit den Adressen war Gold wert. Gleich beim zweiten Versuch bekam ich eine Zusage und die ältere Dame war von meiner höflichen Art bereits nach wenigen Minuten so angetan, dass sie versprach, sich nach einer längerfristigen Bleibe für mich umzuhören. Ehrlich gesagt wunderte es mich nicht sonderlich, denn – ohne jetzt eingebildet wirken zu wollen – bislang hatte sich noch fast keine Frau meinem Charme entziehen können und hässlich bin ich meines Erachtens auch nicht gerade. Groß, muskulös – ohne jedoch gleich nach Bodybuilder auszusehen, jenen Typen, die mehr Hirn in den Muskeln, als im Kopf haben – und mit einem lässigen Dreitagebart, der mir einen ziemlich verwegenen Touch verleiht. Die Haare waren vielleicht eine Spur zu kurz, doch das konnte ich ändern und Stan begann mich nach einigen Monaten zu necken, dass ich auch ein hübsches Mädchen abgeben würde – wenn ich mich nur endlich mal anständig rasieren würde, die Locken wären zumindest wunderschön...

Mein Start ins ‚eigene Leben’ verlief problemlos. Die Arbeit machte mir Spaß und es verging kein Tag, an dem Stan nicht mit mir plauderte oder an dem mich Mrs. Coly nicht mit ihren wunderbaren, bodenständigen Kochkünsten verwöhnt hätte und so bedauerte ich es beinahe, als sie nach nur zwei Wochen tatsächlich ein eigenes Heim für mich gefunden hatte: Ein kleines Blockhaus, nicht weit vom Park entfernt und relativ einsam gelegen, was vielen zu ruhig – für mich jedoch ideal war.
Ich konnte mein Glück kaum fassen. Da war ich noch keine drei Wochen hier und hatte bereits ein eigenes Haus – Ok, Häuschen – ein ziemlich robustes Auto und eine Arbeit, die besser nicht hätte sein können und in der ich – wenn Stan Recht behalten sollte – relativ gute Aufstiegsmöglichkeiten hatte.
Es dauerte nicht lange, meinen Kram in mein neues Heim zu bringen. Mehr als den Koffer, die Tasche und einige Schachteln mit Kleinkram besaß ich ja immer noch nicht, obwohl es nicht weit war bis nach Rocky Harbour, der nächstgrößeren Stadt.
Nach zwei Stunden hatte ich mein Zimmerchen bei Mrs. Coly geräumt und alles in meinem neuen Heim verstaut und ich genoss das Gefühl, hier völlig alleine zu leben. Naja, zumindest redete ich es mir ein. Als das erste Hochgefühl abgeflaut war und ich die Stille in dem kleinen Haus fast körperlich spürte, machte ich mich daran, mein kleines Reich genauer zu erkunden.
Groß war es wirklich nicht. Es gab genau drei Räume: Einen Wohnraum mit einer kleinen Kochnische, einem Tisch und vier bunt zusammengewürfelten Stühlen, sowie einem alten Sofa, das dem Holzofen gegenüber stand und dessen Sprungfedern nur mit zwei zusammengefalteten Decken nicht mehr zu spüren waren. Die Decken hatte mir Mrs. Coly in einem Anflug großmütterlicher Sorge geschenkt, wohl wissend, dass ich als Junggeselle vermutlich noch keine besaß. Dann waren da noch ein kleines Schlafzimmer, gerade groß genug für ein Doppelbett und einen kleinen Schrank und ein winziges Bad. Einen Geräteschuppen für Vorräte und Holz gab es auch noch.
Nachdenklich musterte ich mich in dem halbblinden Spiegel des Badezimmers und sinnierte, was die Zukunft wohl für mich bringen würde, als ich die Unruhe spürte, die mir mittlerweile nur zu bekannt war und die zu fürchten ich gelernt hatte. Es dämmerte bereits und ein rascher Blick nach draußen zeigte mir deutlich, dass ich im Trubel der letzten Tage und Wochen etwas ungeheuer Wichtiges vergessen hatte: Heute war Vollmond!
Ich schalt mich einen Idioten. Wie hatte das nur passieren können? Mir hätte doch schon in den letzten Tagen auffallen müssen, dass der Mond immer runder wurde und die Zeitbombe in mir zu ticken begann.
‚Raus hier!’, war alles, was ich dachte. ‚Raus, ehe du dein Zuhause in Schutt und Asche legst und damit alle auf dich aufmerksam machst.’
Fluchtartig hetzte ich aus der Hütte und vergaß dabei sogar, die Türe hinter mir zu schließen. So schnell ich konnte rannte ich auf den Wald zu. Dort war ich vorläufig in Sicherheit, besser gesagt, die Anwohner würden vor mir in Sicherheit sein. Hoffentlich schaffte ich es noch bis in den Nationalpark, ehe es begann.
Mit übermenschlicher Geschwindigkeit verschwand ich zwischen den Bäumen und nur meinen scharfen Sinnen und meinen Reflexen war es zu verdanken, dass ich nicht irgendwo gegen prallte.
Ich war etwa drei Kilometer weit in den Gros Morne National Park vorgedrungen, als mich eine unsichtbare Faust mit voller Wucht in den Magen traf und mich wie ein Taschenmesser zusammenklappen ließ.
Groß, milchigweiß und vollkommen rund hing der Mond am nachtschwarzen Himmel und sein Glanz brachte meine Augen zum Glühen. Obwohl ich panische Angst vor dem Schmerz hatte, der mir bevorstand, war da noch ein anderes Gefühl, eine Art finstere Vorfreude und raubtierhafte Gier nach frischem Blut.
Momentan war ich jedoch noch genug bei Verstand, um mich aufzurappeln und weiterzurennen. Im vollen Lauf zerrte ich an meinem Hemd und versuchte es zu öffnen – ich hatte schließlich nicht so viele – als mich ein weiterer Schlag traf und ich erneut in die Knie brach. Ein gellender Schrei hallte in meinen Ohren und ich brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, dass es mein Schrei war.
Vor meinen Augen begannen sich meine Hände zu verformen. Die Finger wurden auf groteske Weise in die Länge gezogen, knackten grässlich und krümmten sich zu scharfen Krallen, während gleichzeitig meine Arme wuchsen und noch sehniger und kräftiger wurden. Der dünne Stoff des Hemdes zeriss dabei einfach, als es von der wachsenden Muskulatur regelrecht gesprengt wurde.
Ein weiterer, unmenschlicher Schrei tönte durch die Nacht, als sich mein Brustkorb unter schlimmsten Qualen streckte und an Umfang gewann. Haben Sie sich schon mal eine Rippe gebrochen? Bei mir waren es ALLE! Zumindest fühlte es sich so an. Gleichzeitig verbog sich mein Rückgrat unter grausamsten Schmerzen und zwang mich unbarmherzig in einen Vierfüßlerstand, während sich nun gleichzeitig auch meine Beine verformten. Längst schon hing mir die Hose in Fetzen und einzig die Tatsache, dass ich bei meiner Flucht aus Zeitmangel keine Schuhe angezogen hatte, bewahrte selbige vor gleichem Schicksal.
Mein gesamter Körper kribbelte und brannte, als läge ich in einem Ameisenhaufen – riesige Killerameisen wohlgemerkt, wie man sie nur aus schlechten Filmen kennt – während mir überall borstiges, widerstandsfähiges Fell wuchs und ich schrie und weinte vor Schmerz, als sich schließlich auch mein Kopf deformierte und zu einem bizarr verzerrten, wolfähnlichen Schädel verformte, mit einer langen Schnauze, spitzen Ohren und einem Maul voll tödlicher, nadelspitzer Zähnen.
Mit dem letzten Rest klaren Verstandes erblickte ich schließlich etwas, das mit das Blut in den Adern gefrieren ließ und ich verfluchte mich für meine Nachlässigkeit. Wieso hatte ich nicht darauf geachtet, in welche Richtung ich rannte? Dort, am Rand einer kleinen Lichtung, stand ein Wohnmobil – und darin brannte Licht.
_________________
Alles Liebe
Petra



Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge


Zuletzt bearbeitet von Zabanja am 19.02.2021, 10:47, insgesamt einmal bearbeitet
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BeitragVerfasst am: 01.12.2010, 09:56    Titel: Werbung



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Bonnie



Anmeldungsdatum: 03.09.2009
Beiträge: 6796

BeitragVerfasst am: 01.12.2010, 17:26    Titel:

Hallihallo, hier ist die Schreibwut ausgebrochen *grins*. Werwölfe und solch Getier sind ja normalerweise so gar nicht meins, aber vielleicht bringst du mich ja auf den Geschmack....
Auf Kritik hoffst du hier allerdings vergebens, fürchte ich, das hab ich auch schon probiert, aber dazu sind die Mädels viel zu nett!
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Tu was du willst, aber schade niemandem!
Sylvias Bridal Sampler
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Zabanja



Anmeldungsdatum: 17.11.2010
Beiträge: 1367
Wohnort: Wien

BeitragVerfasst am: 01.12.2010, 18:03    Titel:

*lach* nene... Ich hab das Teil schon bis Kapitel 17 fertig Wink Aber da häng ich grade bös.
Ich werd aber wohl nicht mehr ganze Kapitel einstellen, das ist einfach extrem lang, auch wenn es bei dem Roman 'kurze' Kapitel sind. Normalerweise habe ich knapp doppelt soviele Seiten *g*


Na mal sehen. Meine Vampire/Werwölfe sind etwas anders als sonst, wenn auch nicht diese (verzeiht den Ausdruck) Waschlappenfiguren die grade so 'in' sind.
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Petra



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