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Zabanja

Anmeldungsdatum: 17.11.2010 Beiträge: 1367 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 15.12.2010, 09:40 Titel: Hunter - 15.12.2010 |
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Am nächsten Abend, die Sonne war gerade erst untergegangen, machte ich mich sofort auf den Weg in die Stadt. Mir war nämlich eingefallen, dass das Baby nicht die ganze Zeit über in der winzigen Tasche schlafen konnte und ehrlich gesagt traute ich es dem Streuner nicht zu, ihr ein anständiges Bett zu besorgen. Wenn er sie denn überhaupt mitgenommen hatte. Gnade ihm Gott, egal welcher, hatte er es nicht getan, denn dann konnte er etwas erleben. Dann würde er sich wünschen, nie geboren worden zu sein.
Die Sache mit dem Bett war zum Glück nicht allzu schwer, immerhin gibt es heutzutage diese kleinen, klappbaren Reisebetten. Vor hundert Jahren hätte ich mir mit einem Babybett noch etwas schwerer getan, aber so war es kein großes Ding. Der Händler hatte es sogar vorrätig und so war ich rasch wieder auf dem Rückweg.
Den Karton mit dem Bettchen unter den Arm geklemmt näherte ich mich dem Häuschen zu Fuß und da ich von Grund auf ein höflicher Mensch, oder auch Vampir, bin, klopfte ich laut und wartete ein paar Sekunden, ehe ich die Türe öffnete.
Der Streuner hockte auf dem Boden, das Baby neben sich auf einer Wolldecke und starrte mich an wie einen Geist. Beinahe hätte ich losgelacht, denn ihm standen tatsächlich vereinzelte Härchen steil in die Höhe. Er hatte also doch erkannt, was ich war.
„Na Fellknäuel? Überrascht? Hast wohl nicht mehr mit mir gerechnet was?“, fragte ich in einem fröhlichen Plauderton, der die Atmosphäre lockern sollte. Gleichzeitig schob ich den Karton mit dem Bettchen ins Zimmer und schloss die Tür hinter mir.
Die Reaktion des Kleinen war wirklich drollig. Er sprang auf, schnappte sich Shannon, die unbeeindruckt weiterschlief und für einen Moment sah er wirklich so aus, als wollte er sich mit mir anlegen.
„Wenn ich dir einen Rat geben darf, dann versuch es gar nicht erst. Du hast momentan eh keine Chance“, versuchte ich ihm klarzumachen und begann gleichzeitig, das Bettchen aus dem Karton zu zerren. Als er mir dann jedoch vorwarf, ich hätte es auf die Kleine abgesehen, blieb mir für einige Sekunden der Mund offen stehen. Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte, als Babys umzubringen. Das hätte ich ja dann nachts zuvor schon erledigen können, besser gesagt, er hätte es erledigt, hätte ich mich nicht eingemischt.
Lachend machte ich ihm klar, dass ich nicht vorhatte, ihm oder der Kleinen auch nur ein Haar zu krümmen und begann anschließend, das Bettchen zusammenzubauen. An Bettzeug hatte ich auch gedacht und während er noch lamentierte, dass er Shannon unmöglich behalten konnte, war ich schon auf dem Weg ins Schlafzimmer, um das Kinderbett dort zwischen Bett und Wand zu quetschen.
Der Junge stand weiterhin wie versteinert und rührte sich erst wieder, als ich ihm das Baby abnehmen wollte. Dann aber zeigte er mir die Zähne und gebärdete sich wie ein tollwütiges Hündchen. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht erneut loszulachen und so drehte ich mich um und setzte mich einfach an den Tisch, um es ihm selbst zu überlassen, die Kleine ins Bett zu bringen.
Erst zickte er noch ein bisschen herum, doch nach ein paar deutlichen Worten meinerseits hatte er wohl endlich begriffen, dass ich weder ihr noch ihm etwas wollte. Allerdings wirkte er ziemlich durch den Wind und so würde der Rum, den ich wohlweislich eingesteckt hatte, doch noch zum Zuge kommen.
Ich wartete ab, bis er im Schlafzimmer verschwunden war, ehe ich aufstand und mich ans Werk machte. Einen anständigen Grog zu brauen hatte ich in den letzten Jahrhunderten gelernt, immerhin war es ein gutes Mittel, um Seeleute auf seine Seite zu bekommen.
Wasser war da, Zucker hatte der Pelzie vorrätig und das zusammen mit dem Rum und ein paar geheimen Gewürzen... das würde die Lebensgeister des Kleinen schon wieder auf Vordermann bringen und ihn gleichzeitig – so hoffte ich – so weit entspannen, dass man vernünftig mit ihm reden konnte.
Als Damien dann endlich wieder aus dem Schlafzimmer kam, drückte ich ihm die Tasse Grog in die Hand und brachte ihn dazu, einen Schluck zu trinken.
Es war wirklich goldig, wie er so nach Luft schnappte. Oft hatte er noch nicht getrunken, soviel war klar. Ich musste aufpassen, dass er nicht zuviel trank, denn sonst wäre ein sinnvolles Gespräch nicht mehr möglich und so nahm ich ihm schließlich die Tasse ab und leerte den guten Grog in den Ausguss. Anschließend setzte ich mich ihm gegenüber und zweifelte im ersten Moment, ob er nicht vielleicht doch schon ein wenig zuviel Alkohol intus hatte.
Auf meine höfliche Frage, ob er zuerst duschen wolle, antwortete er zwar frech, aber ohne zu lallen und das war für mich Beweis genug, dass sein Hirn noch nicht vollkommen abgeschaltet hatte.
_________________ Alles Liebe
Petra
Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge
Zuletzt bearbeitet von Zabanja am 19.02.2021, 10:50, insgesamt einmal bearbeitet |
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Verfasst am: 15.12.2010, 09:40 Titel: Werbung |
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gabrielle Gast
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Verfasst am: 15.12.2010, 10:42 Titel: |
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Schön, auch mal die andere Seite zu hören...du schreibst wirklich toll!
Ich freue mich jedenTag auf die Fortsetzung der Geschichte und ich finde, sowas belebt dieses Forum ungemein. Nicht, dass es sonst langweilig wär, aber es wird eben noch schöner und abwechslungsreicher!
Danke dafür!
Lieben Gruß!
Gabrielle |
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Zabanja

Anmeldungsdatum: 17.11.2010 Beiträge: 1367 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 15.12.2010, 11:36 Titel: |
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Danke, Gabrielle
Ja, es sollte meistens auch die andere Seite gehört werden Allerdings wird dies die einzige Stelle sein, an der man wirklich dieselbe Szene so ausführlich aus beiden Richtungen 'erleben' kann. Quasi zum eingewöhnen. Käme das öfters, dann wäre es wohl eher anstrengend und langweilig.
Im eigentlichen Forum poste ich ja grade relativ wenig - liegt aber einzig und alleine an der Tatsache, dass ich noch massiv im Weihnachtsgeschenke-endlich-fertig-bekommen-Stress bin *gg* _________________ Alles Liebe
Petra
Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge |
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Bonnie

Anmeldungsdatum: 03.09.2009 Beiträge: 6796
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Verfasst am: 15.12.2010, 19:37 Titel: |
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Ich bin immer noch gespannt wie ein Flitzebogen, was er von dem armen Kerl will, bin ja nicht die Geduldigste und les ziemlich schnell. Da ist das Warten echt hart! _________________
Tu was du willst, aber schade niemandem!
Sylvias Bridal Sampler |
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Zabanja

Anmeldungsdatum: 17.11.2010 Beiträge: 1367 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 15.12.2010, 19:43 Titel: |
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Hm... ich hab grade mal nachgesehen, aber das wirst du dieses Jahr nicht mehr erfahren, tut mir leid.
Im nächsten Jahr dann aber sicher. _________________ Alles Liebe
Petra
Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge |
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